Über Squash
Seit undenklichen Zeiten ist es ein Hobby der Menschen, mit einem Ball zu spielen. Schon die alten Ägypter übten ein Spiel mit der Hand und dem Ball aus, das dem Wandballspiel Fives ähnelte.
Aus Fives entwickelt sich in Frankreich Tenez, in England später Tennis genannt, das bis ins 12. Jahrhundert vorrangig in französischen Klöstern gespielt wurde.
Im 15. Jahrhundert entstand in England aus dem französischen Tenez das Lawn-Tennis, das als Spiel vom englischen Königshaus und vom Adel gespielt wurde.
Der von Heinrich VIII. in Hampton Court erbaute Platz ist heute noch in Gebrauch. Zu dieser Zeit hatte der Schläger die Hand als Mittel, den Ball über ein Netz zu bringen, abgelöst. Das ursprünglich die Hand zum Tennisspielen benutzt wurde, wird dadurch deutlich, daß Tennis in Frankreich Jeu de Paume genannt wird, was wörtlich übersetzt "Spiel mit der Hand" heißt.
Die Bälle bestanden aus einer Korkfüllung, die mit Stoff umwickelt war, und einem Lederüberbezug. Ludwig XI. verfügte um 1480, daß alle Bälle nur mit einer guten Wollfüllung und aus besten Lederstücken gefertigt werden durften. Da diese Bälle schwer und leblos waren, konnten sie mit der bloßen Hand nicht sehr weit geschlagen werden. So benutzte man einen Handschuh, dessen Handfläche eine hölzerne Verstärkung erhielt. Ende des 14. Jahrhunderts wurde der Jeu de Paume-Handschuh durch einen Schläger ersetzt, der später eine pergamentene Schlagfläche bekam.
Das in England parallel entstandene Wandspiel Fives ist eines der ältesten Ballspiele überhaupt. Die Plätze waren einfacher und kostengünstiger herzustellen als Tennisplätze, so daß Fives Ende des 18.Jahrhunderts eine sehr verbreitete und beliebte Sportart war.
Der Wandel von der Schlaghand zum Schläger machte es möglich, den Ball härter und weiter zu schlagen. Das wiederum führte schließlich zum sogenannten Rackets-Spiel. Das Rackets wurde uesprünglich nur gegen eine Vorderwand gespielt. Charles Dickens erwähnt dieses Spiel in den "Pickwick Papers", die Ende 1820 erschienen. In England wurden die Spiele Fives und Rackets zu dieser Zeit noch im Freien gespielt; der Übergang zum Innenplatz fand zwischen 1820 und 1850 statt. Die englische Eliteschule Harrow School spielte schon 1822 Open Court Rackets; der erste Innencourt wurde dort vermutlich in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts gebaut.
Dieser Zeitpunkt ist die eigentliche Geburtsstunde des Squash. Schüler schlugen sich mit einem weichen Ball ein, bevor sie auf die Rackets Courts gingen.
Der Rackets Court bestand aus zwei im rechten Winkel zueinander stehenden Wänden. Der weiche Ball wurde benutzt, weil der harte Racketball zu schnell innerhalb der nach hinten offenen Grenzen des Platzes sprang. Dieses Spiel verbreitete sich rasch, und einige Internatswohnblocks wurden mit Courts aus Holzwänden und Fußböden versehen.
Ein ehemaliger Harrow-Schüler berichtet in einem aus dem Jahre 1850 stammenden Brief davon, daß er Squash gespielt habe. Der Racketsball ist beim Rackets-Spiel für die Anfänger zu schnell. Beim Squash kann er das Gefühl für die Taktik und den Court entwickeln, bevor er mit dem Rackets-Spiel beginnt. So wurde damals Squash als Vorbereitung der Jungen auf das Rackets-Spiel angesehen.
Im Laufe der Zeit übertrugen sich fast alle Rackets-Spielregeln auf Squash, welches oft als "Mini-Rackets" bezeichnet wurde. Die Erstellung von Squashcourts war billiger, der benötigte Raum kleiner. Das Spiel breitete sich über die Grenze von Harrow hinaus aus. Ehemalige Schüler bauten sich Holzcourts in ihren Landhäusern ein. Schüler anderer Schulen kamen noch Harrow, um Rackets zu spielen, und lernten dort das Squashspiel kennen. Bald darauf gab es Schul-Squashcourts im ganzen Land.
Abgesehen von gelegentlichen Hinweisen in Briefen gibt es eigentlich keine Berichte über die frühe Entwicklung dieses Spiels. Erst 1890 wurde in einem Artikel in dem Sporthandbuch "Badminton Library of Sports and Pastimes" beiläufig davon gesprochen, daß mit einem weichen Ball in Harrow gespielt wurde; dort heißt es weiter: "Es gibt jetzt in England mehrere Privathäuser mit schönen Squash-Courts, die ähnlich kleinen Hartball-Courts gebaut sind." Der Autor weist dann auf die Vorteile des Weichballspiels als Trainingsmöglichkeit zur Vorbereitung auf Rackets hin. Spätere Rackets-Trainer untersagten ihren begabten Schülern jedoch diese Art der Vorbereitung mit dem Hinweis, die Reinheit ihrer Rackets-Schläge könnte darunter leiden.
Die Abmessungen der einzigen noch erhaltenen Squashcourts aus der Frühzeit des Squash betragen 12,20m Länge (heute 9,75 m), 7,02 m Breite (6,40 m) sowie 5,49 m Höhe (6,00 m). Diese Courts befinden sich in Catton Hall (Norwich), in Munden (Watform) und in Fox Harren (Weybridge).
Aus dem Softballspiel, wie es im Harrow-Internat gespielt wurde, entwickelte sich das Raquetballspiel. Jungen Amerikanern, die nach dem Studium in England in die USA zurückkehrten, war das Spiel mit dem Weichball zu langsam, die Regeln zu kompliziert. Sie spielten deshalb mit einem Tennisball (Hartball) und einem kürzeren Schläger mit größeren Schlägerkopf auf größeren Spielfeldern unter Einbeziehung der Platzdecke in das Spiel.
In den USA setzte damit eine eigendständige, von der weltweiten Verbreitung des Squashsports unabhängige Entwicklung zum Racquetballspiel ein, dessen namentliche Trennung in Squash Rackets and Racquetball im Jahre 1908 von der "Tennis and Rackets Association" beschlossen wurde. Die erste Racquetballmeisterschaft der USA wurde 1907 in Philadelphia von John A. Miskey gewonnen.
Eine der Ursachen für die getrennte Entwicklung von Squash und Racquetball war, daß es um die Jahrhundertwende immer noch keine verbindlichen Richtlinien und Abmessungen für den Bau von Courts gab und auch die Bälle und Schläger noch nicht genormt waren. Nahezu alle Courts waren von unterschiedlicher Größe sowie aus den verschiedensten Materialien gebaut.
Zwei Faktoren waren für die einsetzende weltweite Verbreitung des Squashsports entscheidend: Einmal wurde Squash schon frühzeitig als Schul- und Universitätssport in England betrieben. Dort hatte man erkannt, daß gerade diese Sportart für die körperliche Entwicklung, Konzentration, Kondition, den Zwang zu geistiger Flexibilität und nicht zuletzt zur Förderung des Fairness-Gedankens bestens geeignet ist.
Zum anderen nahmen die Absolventen der Universitäten, die aus die aus dem gesamten Commonwealth kamen, die Spielidee in ihre Länder mit. Offiziere von Armee und Marine, die in Indien, Pakistan, Ägypten oder Südafrika stationiert waren, betrieben dort Squash als Garnisonssport neben anderen typisch englischen Sportarten wie Cricket, Polo und Rugby. Auf diese Weise wurde Squash auch dort schnell populär; all diese Länder stellen bis heute Weltklassespieler.
Charles Arnold, Trainer des in England führenden Bath Club, schrieb das erste bekannte Squashbuch. Es enthielt die Squashregeln von "Squash Rackets" mit dem Weichball und wurde 1924 von der "Tennis and Rackets Association" veröffentlicht. Die Courts wurden erstmals in Länge, Breite und Höhe beschrieben; es wurden Spielfeldmarkierungen angegeben und einheitliche Materialien für die Spielwände und den Fußboden vorgeschrieben. Die bis zu diesem Zeitpunkt üblichen langen Sporthosen wurden durch Shorts ersetzt.
Den ersten Mannschaftswettbewerb zwischen dem Bath Club und dem königlichen Automobilclub gewann 1922 der Royal Automobilclub. Der erste internationale Mannschaftsvergleich fand 1924 in Kanada zwischen England und Kanada statt, den England gewann. Einen anschließenden Wettkampf zwischen USA und England verlor das englische Team auf den ungewohnten Racquetballcourts.
Quelle: http://www.nett-im-let.de